Eine der schönsten Städte in Bulgarien ist die ehemalige Hauptstadt Veliko Tarnovo. Das liegt zum einen an ihrer Lage am Fluss Yantra, der sich hier durch ein Tal schlängelt, zum anderen an ihren zahlreichen pittoresken Holzhäuschen, die sich eng aneinander stehend an die Hänge schmiegen. Eine der Top Sehenswürdigkeiten ist die alte Festung auf dem Hügel Tsarevets, auch sie trägt zu diesem wildromantischen Bild bei. In Veliko Tarnovo lohnt sich ein längerer Aufenthalt von mindestens 2 Tagen, denn auch die Umgebung hat viel zu bieten und will erkundet werden.
Geschichte von Veliko Tarnovo
Die Geschichte von Veliko Tarnovo beginnt bereits vor rund 5000 Jahren mit einer thrakischen Siedlung auf dem Hügel Tsarevets. Im 5. Jh. wurde hier von den Byzantinern eine befestigte Stadt gegründet. Ihre Blütezeit begann für die Stadt aber erst im 12. Jh. als die Brüder Asen und Petar die Unruhen im byzantinischen Reich nutzen, um einen Aufstand in Veliko Tarnovo anzuzetteln. Die Byzantiner wurden geschlagen, ein Friedensvertrag unterschrieben und das Zweite Bulgarische Reich entstand. Veliko Tarnovo wurde zur Hauptstadt erklärt.
Unter den Zaren entstanden zahlreiche Kirchen und Klöster. Die Kunst florierte und konnte sich entfalten, so dass Veliko Tarnovo zu einem der bedeutendsten kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Zentren in ganz Südeuropa wurde und häufig mit Rom und Konstantinopel verglichen wird.
Das Ende der florierenden Stadt kam mit dem Überfall der Osmanen im 14. Jh. Danach erfuhr die Stadt erst wieder im 19. Jh. einen bedeutenden Aufschwung.
Sehenswürdigkeiten in Veliko Tarnovo
Tsarevets Festung
Ein absolutes Muss ist der Besuch der Festung Tsarevets, die sich auf die drei Hügel Tsarevets, Sveta Gora und Trapesitsa verteilt und einst die bedeutendste Burg des bulgarischen Reiches war. Auf den beiden anderen Hügeln kann man noch Überreste der Festungsanlage erkennen, am meisten besucht ist allerdings die Festung auf dem Hügel Tsarevets.
Am besten ist es wenn man sich einen Tourguide bucht und mit ihm/ihr die Anlage erkundet, das lohnt sich auf jeden Fall, da die Festung sehr weitläufig ist und man viele spannende Hintergrundinformationen erhält. An der Hauptstrasse direkt vor der Zugbrücke gibt es linker Hand einen Ticketshop, bei dem man auch nach einem Guide fragen kann.
Im 12. und 13. Jahrhundert ließ das Zarenhaus Asen hier auf den Überresten einer alten Siedlung diese imposante Festung errichten. Lange Zeit war sie, aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage, uneinnehmbar.
Alleine auf dem Hügel Tsarevets gab es mehr als 20 Kirchen. Die Anlage ist zwar groß, aber 20 Kirchen? Wir schauen uns um und realisieren, dass quasi an jeder Ecke eine gestanden haben muss, sei sie auch noch so klein gewesen.
Nach dem Einfall der Osmanen im 14. Jh, blieb aber nicht viel von der Festungsanlage übrig. Erst in den 1970er Jahren begann man mit der Rekonstruktion der gesamten Anlage.
Auf jeden Fall solltest Du Dir die Patriarchenkirche ansehen, die sich ganz oben auf dem Hügel befindet. Von hier aus hast Du nicht nur einen tollen Ausblick über die Stadt und den Fluss, sondern wirst auch eine Überraschung erleben! Eigentlich würdest du vielleicht in der Kirche christliche Wandmalereien erwarten, so wie sie z.B. in den Kirchen in Nessebar zu sehen sind. Weit gefehlt. Die Malereien sind modern und stellen die wichtigsten Ereignisse in der bulgarischen Geschichte dar, wie z.B. die Christianisierung oder die zahlreichen Schlachten und Kriege der Könige während des Zweiten Bulgarischen Reiches.
Varusha Viertel
Das Varusha Viertel zeichnet sich durch viele schöne alte Kopfsteinpflastergassen aus, Geschäfte, die sich auf altes Handwerk spezialisiert haben aber auch einige moderne Häuser mit einer interessanten Architektur, die sich aber in das Gesamtbild sehr gut einfügen.
Samovodska Charshia (Handwerker Strasse)
Die Strasse findet man in einigen Reiseführern auch unter “Rakovski”. Hier saßen schon im Mittelalter die Handwerker und gingen ihren Tätigkeiten nach. Heute findet man hier zahlreiche kleine Geschäfte, die die alten Traditionen wieder aufleben lassen. So fertigen sie Keramikgeschirr, welches nach alten Traditionen und Methoden bemalt wird, oder Kukeri-Masken und Kostüme, die in der Zeit zwischen Neujahr und der Fastenzeit getragen werden um die bösen Geister mit lautem Glockengebimmel zu vertreiben.
Geht man die Handwerker Strasse weiter, so gelangt man zu kleinen Gassen mit tollen Wiedergeburtshäusern mit ihrem steinernen Erdgeschoss und ihren hölzernen oberen Etagen.
Aussichtspunkte in Veliko Tarnovo
Geht man die Hauptstrasse Stambolov im Varusha Viertel zurück Richtung Tsarevets Festung so sollte man rechter Hand Ausschau halten nach schmalen Durchgängen zwischen den Häuserzeilen. Hier finden sich hin und wieder wunderbare Aussichtspunkte, die den Blick auf den Fluss Yantra, die Stambolov Brücke und das Asenevtsi-Denkmal sowie die städtische Kunstgalerie freigeben.
Asenevtsi-Denkmal
Auch von hier unten hat man einen tollen und wieder ganz anderen Blick auf die ehemalige bulgarische Hauptstadt. Das große Asenevtsi-Denkmal zeigt die ersten vier bulgarischen Könige hoch zu Ross: Asen, Peter, Kaloyan und Ivan Asen. Gleich dahinter befindet sich die städtische Kunstgallerie.
Hotel und Übernachtungstipp für Veliko Tarnovo
Hier bietet sich z.B. das 4-Sterne Hotel Yantra an. Es liegt super zentral und bietet von einigen Zimmern den Blick direkt auf die Festung Tsarevts, was besonders nachts, wenn alles beleuchtet ist, sehr schön ist. Die Zimmer sind sauber und zweckmäßig eingerichtet. Beachten sollte man generell aber, dass ein 4-Sterne Hotel in Bulgarien nicht immer mit einem 4-Sterne Haus in Deutschland vergleichbar ist, sondern sich eher auf dem Niveau eines 3-Sterne Hotels bewegt. Dies ist spätestens bei den Zimmern sowie dem Frühstücksräumlichkeiten und dem Buffet erkennbar. Das kontinentale Frühstücksbuffet fiel hier eher dürftig aus. Vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass wir in der absoluten Nebensaison dort waren und das Hotel nicht ausgelastet war. Dennoch würde so etwas in Deutschland nicht vorkommen. Empfehlen können wir das Hotel aber aufgrund seiner Lage, den Zimmern und dem überaus freundlichen Personal.
Ausflüge in die Umgebung
Von Veliko Tarnovo bieten sich Ausflüge z.B. nach Arbanasi an. Das Dorf ist nur ca. 5 km entfernt und lässt sich bei einer Rundwanderung von ca. 3 Stunden (reine Wegzeit) erschließen. Entlang der Festung Tsarevets und dem Fluß Yantra schlängelt sich der Weg anschließend durch das Asen-Viertel in dem früher die einfachen Bürger und Handwerker wohnten. Heute ist dieser Teil von Veliko Tarnovo eher den reichen Einheimischen vorbehalten. Von dort geht es Richtung Arbanasi weiter. Über den Zustand der Strecke sollte man sich vorher bei der Touristeninformation erkundigen.
Arbanasi ist tagsüber sehr touristisch, aber trotzdem sehenswert. Highlights sind auch wieder die typischen Wiedergeburtshäuser und die zahlreichen Kirchen mit ihren gut erhaltenen christlichen Wandmalereien.
Weitere Tipps zu Veliko Tarnovo
Lena Marie Hahn von family4travel war mit ihrer Familie ebenfalls einen Tag in Veliko Tarnovo unterwegs.
3 Comments
Gudrun
19. August 2019 at 14:10Lustig, ich habe gerade heute meinen uralten Bulgarien Artikel überarbeitet! Ich war damals mit anlässlich einer Pressereise unterwegs und uns hat man leider durch das Land gehetzt, aber laut meinem Bericht aus dem Jahr 2013 war ich schwer begeistert!
Lena
4. August 2019 at 20:04Oh ja, das war schon schön dort! Danke fürs Verlinken! 🙂 Der Tipp mit dem Guide ist gut. Als “normaler Deutscher” weiß man ja so wenig über die bulgarische Geschichte, obwohl die so ungemein spannend ist!
Miriam
16. August 2019 at 12:20oh ja absolut. Vor allem ist die Geschichte so wechselvoll. Insgesamt weiß man einfach zu wenig über Bulgarien, das mussten wir leider auch feststellen 🙂