Island, Du bestehst für mich aus Dimensionen die mein städtisches Auge nicht kennt, aus Anblicken, die mich vor Ehrfurcht erstarren lassen.
Ehrfurcht vor der Weite, in der ein Schrei im Wind ungehört verhallt. In der Du Dich bewegst ohne das Gefühl zu haben vorwärts gekommen zu sein.
Deine Einsamkeit ist es, die mir das Gefühl gibt der einzige Mensch auf dieser Erde zu sein, während ich im Hagelsturm Schutz in einer Felsspalte suche.
Es sind die wenigen Sonnenstrahlen im Herbst, die sich durch die dunkle bedrohliche Wolkendecke kämpfen um eine eben noch dramatisch und gespenstisch wirkende Landschaft in ein fast schon göttliches Licht zu tauchen.
Island, es sind Deine kleinen zart wirkenden Pflänzchen, die sich in einer unwirklichen Landschaft aus Geröll im Boden verankern um ihre Stängel nach jedem kräftigen Sturm wieder aufrichten zu können. Es sind Deine Schafe, die einfach überall zu finden sind, wo man sie am wenigsten vermuten würde.
Dein Blubbern, Dein Zischen und fauchen Deiner unzähligen Schlammtöpfe, Geysire und stinkenden Schwefelquellen, als würdest Du Deine schlechte Laune als Warnung in die Welt hinaus schicken.
Es sind Deine Farben, das unwirklich leuchtende grüne Moos in der schwarzen Vulkanlandschaft, der türkisfarbene Kratersee der rot braunen Vulkancaldera, das blaue Eis am schwarzen Sandstrand. Die Rot- und Ockertöne Deiner Rhiolithberge, die sich neben dem weiß-blauen Gletscher auf der anderen Seite gen Himmel recken. Deine Farben die wie ein Gemälde wirken für das andere in einer Galerie tausende Dollar zahlen würden.
Island, das ist der Augenblick am Morgen, wo Du mit Deiner Schüssel heißem Porridge in der einen und Deinem Kaffee in der anderen Hand aus Deinem Zelt schaust, die Sonne das lange Gras in ein goldenes Licht taucht und der letzte Tau auf den Pflanzen im seichten Wind zu tanzen beginnt. Wo Du realisierst, daß kein Geld der Welt Dir gerade diesen Augenblick und diesen Ausblick geben kann.
Es ist das weiße und blaue Eis, das einmal Bestandteil eines riesigen Gletschers war und nun als Eisberg in der Lagune von Jökulsarlon im Wasser schwimmt. Getrieben vom Wind, immer Richtung Meer, um dort mit jeder Welle der Brandung zu tanzen, kleiner und kleiner zu werden bis schließlich nichts mehr übrig bleibt, als ein Walnuss-großes Stückchen Eis, welches in der vom Handschuh gewärmten Hand langsam vor Deinen Augen schmilzt, bis der letzte Tropfen Wasser vom Wind getragen davon schwebt. Jahrtausende, die mit einem Wimpernschlag für immer verschwinden.
Deine vielen unsichtbaren Wesen, die Trolle und Elfen, an die Deine Bewohner glauben, die sie überall sehen, für die gerade Straßen in der Ebene plötzlich eine Kurve bekommen, und die sich dem menschlichen Auge doch hin und wieder in der Natur zeigen.
Es sind Deine heißen Quellen, die hot pots, die plötzlich hinter der nächsten Ecke in einer wilden Landschaft auftauchen. Wo man alleine in einem natürlich heißen Whirlpool mitten umgeben von rauer Natur sitzt. Und das völlig kostenlos!
Du bezauberst mit Deinen Wassermassen, die Du mal in kleinen schmalen Fällen den Berg hinab fließen lässt und die mal tosend, laut und unbändig in tiefe Schluchten stürzen, alles mit sich reißen, gnadenlos und tödlich sein können.
Es ist deine raue Schönheit, Dein temperamentvolles und zu gleich auch sanftes Auftreten, Du lässt Dich nicht zähmen, von niemandem. Man ist schnell verliebt in Dich, braucht aber Zeit um all Deine Geheimnisse, Deine wunderschönen Ecken und Kanten, Deine Höhen und Tiefen lieben zu lernen. Es hat mir das Herz gebrochen als ich Dich verlassen musste aber die Sehnsucht ist so groß, dass ich weiß, dass wir uns wiedersehen werden!
Du bist auch verliebt in Island? Was fasziniert Dich an dieser Insel? Hinterlasse mir doch einen Kommentar.
10 Comments
Reiseblogger Meeting – 20 Fragen an northstarchronicles.de
24. August 2018 at 7:51[…] da gibt es einige! Zum Beispiel einer unserer ersten Artikel, die „Liebeserklärung an eine Insel“ , nämlich Island. SEO technisch vermutlich unterirdisch, da uns der Begriff damals nicht so […]
Sebastian Krettek
18. Januar 2018 at 9:28Hi,
tolle Bilder. Die zeigen wieder , wie herrlich diese Insel doch ist. Gut, dass wir diese Woche noch nach Island fliegen, sonst würde ich jetzt direkt wieder einen Flug suchen wollen.
LG Sebastian
Monique
3. Dezember 2016 at 19:17Hi Miriam,
Island muss wirklich toll sein. Deine Bilder geben hier schon einen kleinen Einblick:)
Ganz viel Natur – da muss ich auch mal hin;)
LG, Monique
Miriam
3. Dezember 2016 at 22:31Hallo Monique,
ja, Island ist wirklich ein Traum und ich kann es wirklich jedem empfehlen. Miete Dir ein Auto und fahr durch´s Hochland. Dort ist es einsam und Du kannst die Natur so richtig genießen. Island “flashed” so richtig. Weißt Du was ich meine? Es hinterlässt diese Momente in denen Du Dich dran zurück erinnerst und einfach nur glücklich bist und lächelst 🙂
lg Miriam
Dimi
20. September 2016 at 12:18Was für ein einzigartig wundervoller Beitrag – Gänsehaut! Danke für diese tollen Eindrücke, Bilder und Bildsprache. Ab jetzt steht ein weiteres Erlebnis auf meinem Plan: Ein einsamer, ungehörter Freudenschrei irgendwo im nirgendwo 🙂
Ich bin gespannt, was es auf Deinem Blog noch so zu lesen gibt und geben wird!
Viele Grüße und bis bald
Dimi
Miriam
3. Dezember 2016 at 22:34Lieber Dimi,
vielen lieben Dank, auch wenn meine Antwort etwas spät kommt. Ja, schreien kannst Du da wirklich 🙂
Schön, dass Du vorbei schaust.
Lg Miriam
Peter Weis
11. Juli 2016 at 11:16Ich bin tief beeindruckt, ja, mir sind dieTränen gekommen angesichts dieser Schönheiten und im Vernehmen der poetischen Sprache, in der sie beschworen werden. Ich bin Peter, Mirjam Briels Vater.
Miriam
11. Juli 2016 at 17:01Lieber Herr Weis,
vielen Dank für ihre wunderbaren Worte und das Sie auf meinen Blog gefunden haben. Das freut mich sehr!
Viele liebe Grüße
Mirjam Briel
23. Mai 2016 at 13:43Liebe Miri,
was soll ich sagen: Ich bin tief beeindruckt von der Poesie Deiner Worte, mit denen Du die Eindrücke und Dinge, die auch mich auf meinen Reisen immer wieder bewegen, zusammenfasst. Und von der Auswahl der Bilder, die genau angemessen den Charakter eines Ortes auf der Welt, einer Landschaft, der Menschen zeigen.
Was sonst noch: Dein Blog verspricht einen tollen Start, ist optisch nicht nur toll gestaltet sondern auch übersichtlich und lädt zu einer spannenden Entdeckungsreise ein.
Ich bin begeistert, dieses Wort ist nicht zu klein. Mach weiter so und lass Dich nicht entmutigen!
Deine Namenvetterin,
die Miri
Johannes
23. Mai 2016 at 14:31Es war ein langer, mühseliger Weg um dem Blog Leben einzuhauchen – ich denke auch dass es sich gelohnt hat 😉