Still ist es an diesem späten Nachmittag. Nur ein paar Seeschwalben kreischen in einiger Entfernung. Der Wind bläst uns ins Gesicht, der Himmel ist dunkel, die Wolken hängen tief an diesem Sonntag. Beeindruckend, gespenstisch, unheimlich schön. Das sind wohl Begriffe, die diesen Ort am besten beschreiben.
Still treiben sie dahin, die Eisberge in der Gletscherlagune von Jökulsárlón. Blau, weiß, grau und schwarz sind hier die dominierenden Farben. Blau und weiß leuchtet das Eis in der schwarz grauen Landschaft. Seelöwen tauchen hin und wieder zwischen den Eisbergen auf, schnappen nach Luft um dann wieder in der unwirklichen Eiswelt unterzutauchen.
Das Eis, das hier in der Lagune treibt, ist bis zu 1000 Jahre alt. Erst wenn die Eisberge klein genug sind um durch den schmalen Fluß ins Meer zu treiben verlassen sie die Eislagune für immer.
Der schwarze Basalt und Lavastrand an dem die Eisbrocken angespült werden und in den Wellen tanzen ist menschenleer. Eine skurrile Landschaft, ein Bild wie von einer anderen Welt.
Die Eisberge tanzen in der Brandung als wollten sie noch gegen ihr langsames Ende ankämpfen. Die, die am schwarzen Strand liegen haben ihren Kampf bereits verloren. Die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die dichte graue Wolkendecke brechen, durchfluten das Eis mit ihrem Licht. Langsam beginnt es zu tropfen. Jahrtausende beginnen zu zerfließen. Wie lupenreine Diamanten leuchten die Eisbrocken ein letztes Mal auf, bevor sie gänzlich vom Meer verschlungen werden.
Zurück in der Lagune besteigen wir eines der kleinen Zodiac Boote mit denen man bis an die Eisberge heranfahren kann. Die blauen Riesen ziehen an uns vorüber während wir mit Vollgas über das Wasser fliegen.
Das Boot bäumt sich auf um kurz darauf auf der harten und eiskalten Oberfläche des Wassers wieder aufzuschlagen. Die Bugwelle erfasst uns eiskalt, die neon gelb-blauen Anzüge, die uns im Notfall im eiskalten Wasser retten sollen, zeigen ihre Wirkung, denn die Welle schwappt über das Zodiac hinweg. Alle sind nass. Zumindest oberflächlich. Meine Kamera liegt Gott sei Dank warm und trocken im Auto. Überlebt hätte sie das mit Sicherheit nicht.
Langsam gleiten wir an den blau-weißen Riesen vorbei. Aber warum ist das Eis blau? Der Gletscher hat im Laufe der Zeit einen unglaublich hohen Druck auf das Eis ausgeübt, so dass dort auch die letzten Lufteinschlüsse herausgedrückt wurden. Außerdem filtert das Eis das rote und grüne Spektrum der Sonnenstrahlen heraus, so dass hauptsächlich der blaue Anteil übrig bleibt.
Zu weit dürfen wir an die Abbruchkante des Gletschers nicht heranfahren, es ist zu gefährlich, denn der Eisriese kann jeder Zeit kalben. Dennoch, die Jagd über das Wasser und die Möglichkeit die in der Lagune treibenden Eisberge so nah zu erleben, bleibt unvergessen.
Mein Tipp:
Bei einer Fahrt mit dem Zodiac kann man schnell sehr nass werden, ebenso die Kameraausrüstung. Deshalb empfehlen wir auf jeden Fall einen Spritzwasserschutz für die Kamera oder am besten gleich eine Action-Cam wie GoPro & Co. inklusive Wasserdichtem Gehäuse!
Ihr könnt auch die weniger spannende (dafür etwas günstigere) Variante wählen, und statt mit dem Zodiac mit einem Amphibienfahrzeug über die Lagune fahren. Allerdings kommt ihr dann nicht so nah an die Eisberge heran, dafür bleibt ihr aber trocken.
Kosten:
Zodiac Fahrt (ab 13 Jahren): 9500 ISK (ca. 80 €) pro Person
Amphibienfahrzeug (ab 13 Jahren): 5500 ISK (ca. 46 €) pro Person
Weitere Informationen (in englisch) auf http://www.icelagoon.is
Möchtest Du den Eisbergen auch einmal so nahe sein? Verrate es mir doch in den Kommentaren.
4 Comments
Naninka
11. November 2017 at 15:48Ich hab diese Gegend schon in anderen Blogs gesehen, und jedes Mal wenn ich wieder so einen Beitrag finde schreit es in mir ganz laut “ich muss da hin”. Wahnsinnig geile Bilder
Anneli
2. September 2017 at 22:49Echt tolle Bilder von diesem faszinierenden Ort. Ich war vor 10 Jahren auch schon mal da und finde, der Artikel hat die Atmosphäre wirklich super eingefangen.
VG,
Anneli
Maria
24. Juli 2017 at 22:15Oh mein Gott – was für Bilder!! Das ist ja der Wahnsinn – vor allem diese Kristalle am Strand.
So etwas möchte ich unbedingt mal in Echt sehen. Island rutscht wieder ein Stück höher auf meiner Bucketlist!
Dankeschön für den tollen Einblick!
Claudia
14. Mai 2017 at 23:08Wow, toll, was ihr da erlebt hat. Danke, dass ihr uns mitnehmt.