Wien, die Stadt der Museen. Gefühlt gibt es hier für fast alles ein Museum. Da der Wiener zum Tod ein ganz besonderes Verhältnis hat, gibt es natürlich auch ein Bestattungsmuseum. Skurril? Vielleicht ein bißchen.
Das Bestattungsmuseum Wien befindet sich, wen wundert´s, auf dem Zentralfriedhof und zwar passend unter der Aufbahrungshalle 2. Man betritt das Museum durch den “Museumsshop” in dem es allerlei komisches Zeugs zu kaufen gibt. Totenkopfnudeln oder einen Friedhof zum selber basteln.
Die Ausstellung unter der Erde
Im gedämpften dunklen Licht der Ausstellungsräume fühlt man sich gleich wie unter der Erde. Totenmasken, verschiedene Särge und edle Bahrtücher sind nur ein kleiner Teil der insgesamt über 250 Ausstellungsstücke.
Die Ausstellung folgt den einzelnen Stationen und Phasen eines Trauerfalls: Der Mensch ist gestorben und wird betrauert. Anschließend folgt der Trauerzug, der bei den Wienern eben doch ein wenig anders ist, dann wird bestattet (in unterschiedlichen Weisen) und schließlich dem Toten gedacht und erinnert.
Hier wird die Geschichte des Bestattungswesens gezeigt. Bilder und Videoaufnahmen des Trauerzuges für die letzte österreichische Kaiserin Zita, die 1989 gestorben ist runden die Ausstellung ab. Kurioses wie zum Beispiel ein Herzstichmesser oder ein Rettungswecker stammen aus der Zeit, wo man befürchtete lebendig begraben zu werden.
Insgesamt ist das Museum aber keineswegs verstaubt, sondern sehr interaktiv und multimedial. Für Freunde des Morbiden oder aber Interessierten an der Bestattungsgeschichte ein absolutes Muss.
Besondere Ausstellungsstücke
Der Josephinische Gemeindesarg oder auch “Sparsarg”
Der Habsburger Reformkaiser Joseph II. war 1785 für die Einführung des sogenannten “Josephinischen Gemeindesarges” verantwortlich. Man kann ihn auch als Sparsarg bezeichnen. Wiederverwendbar. Vielleicht würde man ihn heute sogar als umweltfreundlich bezeichnen. “Zero waste” auch im Tod. Die Leiche wurde in den Holzsarg gelegt aber nicht mit diesem bestattet. Nein, der Sarg wurde mittels einer Klappe auf der Unterseite geöffnet, und die Leiche plumpste in ihr Erdloch. Doch der Kaiser hatte die Rechnung wohl ohne die Wiener gemacht. Diese fanden den umweltfreundlichen, wiederverwendbaren “Zero-Waste-Sarg” als pietät- und gottlos und protestierten so lange, bis der Einwegsarg aus Holz wieder eingeführt wurde.
Die Kutsche für Leichentransporte
Solch ein Fourgon diente im Allgemeinen dazu insbesondere Leichen bei Begräbnissen der billigsten Klasse zu transportieren. Häufig wurde dieser beim Transport aus Spitälern oder bei Epidemien eingesetzt. Im Inneren konnten bis zu sieben Särge übereinander geschoben werden.
Der Rettungswecker für Scheintote
Ein Hofdekret von 1797 schrieb vor “bewogen durch die schreckliche Vorstellung, dass mehrere Scheintote zur grausamen Marter lebendig begraben wurden“, dass an den gliedern der Leiche im Sarg eine Schnur anzubringen ist. Bewegte der Scheintote nun seine Gliedmaßen, so würde eine Glocke, die sich über der Erde befand läuten und signalisieren, dass der “Tote” noch am Leben war. Die Schnur war zudem noch mit einer anderen Schnur verbunden, die in das nächstgelegene Haus reichte, welches das des Totengräbers war. So konnte dieser schnellstens eingreifen.
Persönliche Erinnerungen: Fingerabdrücke und die “DIY Urne”
Eine Form der Erinnerung an den Toten wäre zum Beispiel sein Fingerabdruck auf einem kleinen Anhänger in Engelsform zu pressen. Diesen kann man dann einfach an einer Kette um den Hals immer bei sich tragen. Eigentlich eine ganz schöne Idee, oder was meint ihr?
Eine andere Möglichkeit dem Toten noch etwas Individualität mit ins Grab zu geben ist die “DIY Urne” (ich hab sie jetzt einfach mal so genannt). Statt die Urne von Stange zu wählen, kann man hier der Kreativität freien Lauf lassen. Irgendwie auch eine ganz nette Möglichkeit, besonders wenn man die Urne vielleicht Zuhause aufbewahren möchte. Dies ist allerdings nicht überall gestattet, so zum Beispiel auch nicht in Deutschland.
samstags von 10 bis 17.30 Uhr
ermäßigt 5,00€ (für Personen über 60 Jahre, Wien-Karten-InhaberInnen, Menschen mit Behinderung, Lehrlinge, Präsenz- und Zivildiener, Studierende bis zum 27. Lebensjahr, Gruppen ab 10 Personen) Kinder/Jugendliche bis zum 12. Lebensjahr frei, danach 2,00€
5 Comments
Andreas @ Reisewut.com
1. April 2020 at 22:45Urgh, was es nicht alles gibt. Ich weiß gerade nicht, ob ich das gut oder bedrückend finden soll. Auf der einen Seite ist es mal etwas völlig anderes, auf der anderen Seite könnte ich mir vorstellen, dass es ein ziemlich bedrückendes Gefühl dort sein muss. Ich weiß nicht, ob ich da reingehen würde, wenn ich ehrlich bin. Muss ich mal drüber nachdenken.
Miriam
13. April 2020 at 12:25Hallo Andreas,
ja ich kann Dich verstehen. Es ist schon etwas merkwürdig. Allerdings auch ein ganz normaler Teil des Lebens. Das Museum ist auch sehr historisch aufgebaut, so dass es einige sehr spannende und heute auch skurril anmutende Dinge zu entdecken gibt. Und der lustige Museumsshop am Anfang der Ausstellung nimmt einem schon ein wenig das gruseln 😉
lg Miriam
Gabrielaaufreisen
1. April 2020 at 12:30So ein bisschen morbide muss man wohl sein, um das Museum anzuschauen. Also genau das Richtige für mich 😉
Vielen Dank für den Tipp, wenn wir mal wieder in Wien sind, wird das auf der Agenda stehen.
Liebe Grüße
Gabriela
Sigrid Braun
31. März 2020 at 20:32Keine zehn Pferde würden mich in dieses Museum bringen, ich würde mich gruseln ohne Ende.
Liebe Grüße
Sigrid
DieReiseEule
29. März 2020 at 15:03Hallo ihr Beiden,
da sind einige skurrile und absurd anmutende Artefakte dabei. Ein Second-Hand-Sarg? Ist zwar sehr nachhaltig, aber geht irgendwie gar nicht in meinen Kopf rein.
Dafür finde ich den Engel mit Fingerabdruck wieder eine nette Idee.
In Deutschland gibt es übrigens auch ein Bestattungsmuseum, das Museum für Sepulkralkultur in Kassel. Obwohl ich ursprünglich aus der Gegend komme, war ich noch nie da. Soll aber auch sehr interessant sein.
Liebe Grüße und bleibt gesund
Liane