Im zweiten Teil über die Rheinromantik, die ich ja mit meiner kleinen Zeitreise ins 19. und 20. Jahrhundert begonnen hatte, nehme ich Euch mit nach Königswinter und ins Siebengebirge und zeige Euch wo man Rheinromantik heute noch finden kann.
Rheinromantik heute in Königswinter
Die romantische Ansicht des Rheins ist auch heute noch Thema. Millionen Menschen schippern jährlich mit den Schiffen über den Fluss und bewundern die rechts und links aufragenden Felsformationen und Landschaften mit ihren Klöstern, Burgruinen und Schlössern. Wer sich heute auf die Spuren der großen Künstler des 18. und 19. Jh. begeben möchte, dem bleiben zahlreiche Möglichkeiten sich die Rheinromantik selber zu erschließen.
In der Region des Siebengebirges kann man in der kleinen, manchmal etwas verschlafen wirkenden Stadt Königswinter einiges entdecken.
Rheinromantik auf Schloss Drachenburg
Mit der ältesten noch betriebenen Zahnradbahn (Baujahr 1883) in Deutschland geht es pünktlich mit dem ersten Zug um 10 Uhr morgens ratternd den Drachenfels hinauf.
An der Mittelstation der Drachenfelsbahn steigen wir rund 10 Minuten später aus, und werden bereits von unserer Gästeführerin in historischem Outfit erwartet. Standesgemäß begrüßt uns Frau Professorin und schwebt in ihrem Kleid aus dem 19. Jh. vor uns her in Richtung SchlossDrachenburg, welches im Übrigen das jüngste Schloss am Mittelrhein ist.
In einer Rekordzeit von nur zwei Jahren (1882-1884) wurde das Märchenschloss für den Börsenmakler und späteren Baron Stephan von Sarter fertiggestellt. Ein repräsentatives Anwesen, mit großem Schlossgarten, tropischen Pflanzen und vergoldeten Hirschen, die in der frühen Abendsonne um die Wette zu strahlen scheinen. Nicht nur von außen ist das Schloss eine wahre Augenweide, sondern auch von innen, gespickt mit allerlei Prunk und ein bißchen Kitsch.
Ein Leerstand und der zunehmende Zerfall des Schlosses in der Zeit der 1960er bis 70er Jahre führte zu dem Plan, das Bauwerk abzureißen und durch ein modernes Bürogebäude zu ersetzen. (Bei solchen Plänen frage ich mich immer ernsthaft, wer solche Ideen hat.) Ein Privatmann erwarb das Schloss und ersetzte die bis dahin gestohlene originale Inneneinrichtung mit bunt zusammengewürfelten Antiquitäten und die zerborstenen Fenster mit bunten Glasmalereien. Wenn auch nicht unbedingt passend für die Zeit der Entstehung des Schlosses, so hat er doch das Bauwerk vor Schlimmeren bewahrt. In den 1990ern wurde das Schloss das erste Mal denkmalgerecht restauriert und seit 2009 ist es zusammen mit dem Schlosspark wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Heute kann das Schloss auch für z.B. Hochzeiten gemietet werden und standesgemäß gibt es natürlich einen Rolls Royce dazu. Mit dem passenden Catering vom Maritim Hotel Königswinter, ist die Feier dann perfekt.
Rheinromantik auf der Burg Drachenfels
Fährt man mit der Drachenfelsbahn weiter bis zur Bergstation, so erhält man nicht nur von der neu gestalteten Aussichtsterrasse einen wunderbaren Blick über das Rheintal mit dem Rolandsbogen und bis nach Köln, sondern auch auf die Ruine der Burg Drachenfels.
Viel ist von der einstigen Burg, die im 12. Jahrhundert entstanden ist, nicht mehr übrig geblieben. Ihr Turm thront allerdings weiterhin auf der Spitze des Drachenfels, und ist auch vom Rhein her weithin sichtbar. Die Burgruine hat seit der Zeit der Romantik nichts an ihrer Faszination eingebüßt, denn heute sollen es Millionen von Menschen jährlich sein, die den Drachenfels “besteigen”, bzw. sich nach oben fahren lassen. Damit soll der Drachenfels der meist bestiegene Berg Europas sein. Ob es sich bei solchen Zahlen um die tatsächliche Wahrheit, oder eher um Aussagen des Lokalpatriotismus handelt, lasse ich jetzt einmal dahin gestellt.
Entweder bergauf oder bergab, einen Weg sollte man aber auf jeden Fall zu Fuß gehen (wir entschieden uns für bergab), denn die Waldwege sind wunderschön.
Kinder (bis 50 Kilo) können sich übrigens noch heute von Eseln nach oben tragen lassen, wenn diese bereit stehen, denn das ist nämlich nicht jeden Tag der Fall. Hier ist also seit Beginn des 20. Jahrhunderts nichts von der Rheinromantik verloren gegangen, außer dass es Gott sei Dank keine Erwachsenen mehr sind, die sich von den Tieren nach oben tragen lassen. Einen großen Andrang an Kindern können wir allerdings auch bei strahlendem Herbstwetter nicht feststellen.
Rheinromantik in Königswinter
Auch Königswinter selber zeigt bei allerlei kleinen Gaststätten und Weinlokalen in historischen Häusern eine gewisse Rheinromantik. Schmale kleine Straßen und Fußgängerzonen prägen das Stadtbild.
Am Rheinufer verkehrt eine kleine Bimmelbahn, mit der wir einmal durch Königswinter fahren und anschließend am Rhein entlang nach Bad Honnef zum Weingut Broel. Nach einer zünftigen Mittagspause schauen wir uns den Weinkeller an und probieren uns durch allerlei Weißweine. Stolz wird uns auch die Schatzkammer vorgeführt in der sich Kostbarkeiten befinden, die schon eine dicke Staubschicht angesetzt haben und die preislich bei den Anwesenden ein leichtes Pusten hervorrufen.
Schon Konrad Adenauer bezog hier seine Weine und war Stammgast. Dies ist auch unweigerlich an einem mit Schreibmaschine geschriebenen Brief zu erkennen der im Weinkeller hängt und durch die Zeit schon etwas nachgedunkelt ist. Auch Adenauers Hut, den er offenbar einmal vergaß, hat in einer Vitrine des Weingutes einen würdigen Platz gefunden.
Wer sich für die Geschichte der Region interessiert, dem sei das Siebengebirgsmuseum empfohlen. In der Dauerausstellung gibt es alles zur Geschichte der Region, zum Rheintourismus des 19. und 20. Jahrhunderts und zur Rheinromantik heute zu bewundern. Von Souvenirs aus der damaligen Zeit der Romantik bis zu manch skurrilem Mitbringsel von heute, nichts wird hier ausgelassen.
Außerdem bewundern wir zahlreiche Gemälde zur Rheinromantik aus der Düsseldorfer Malerschule. Ansichten des Rheins, der Burg Drachenfels sowie dem Kloster Heisterbach. Das Siebengebirgsmuseum ist absolut sehenswert und liebevoll gestaltet, für Fans der Rheinromantik also ein absolutes Muss.
Rheinromantik im Siebengebirge: das Kloster Heisterbach
Etwas weiter von Rhein entfernt, direkt im Siebengebirge liegend, befindet sich die Ruine der ehem. Zisterzienser Abtei Heisterbach aus dem 13. Jh. Hier führten die Zisterziensermönche über 600 Jahre die Abtei bis sie 1803 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst wurde. Die Gebäude wurden teilweise zerstört oder verfielen im Laufe der Zeit. Um 1820 wurde aus der Ruinenlandschaft ein romantischer Park im englischen Stil, der der Rheinromantik absolut gerecht wurde.
Damals wie heute zieht die Ruine des Chors, sowie der darum angelegte kleine Park, zahlreiche Menschen an, die ein wenig hier verweilen oder die Herbststimmung auf zahlreichen Fotos einzufangen versuchen.
Die Rheinromantik besteht auch heute noch. Sehenswürdigkeiten von damals haben nichts von ihrer Anziehungskraft verloren und sorgen auch in der Gegenwart noch immer für einen nicht abreißen wollenden Besucherstrom.
Offenlegung: Ich wurde vom Maritim Hotel Königswinter im Zuge einer Pressereise zu diesem Aufenthalt am Rhein eingeladen. Meine Meinung bleibt wie immer die eigene.
17 Comments
Sebastian
23. März 2018 at 13:33Ein schöner Einblick in meine “neue” Heimat.
Wir sind oft oben auf dem Drachenfels, meist mit dem Mountainbike, meist lassen wir das Schloß auch außen vor, gerade weil die Preise immer weiter gestiegen sind.
Ansonsten kann ich einem auch die Wanderung hoch und runter empfehlen.
LG Sebastian
Ahoi und Moin Moin
1. Februar 2018 at 21:10Hallo Miriam!
Ich wusste gar nicht das es eine “Happy Train” – “Drachenfelsexpress” in Königswinter gibt – cool.
So ein schönes Ziel in den Nähe
Viele Grüße
Kathy von Ahoi und Moin Moin
Miriam
2. Februar 2018 at 16:49Hallo Kathy,
es bringt wirklich Spaß mit der Bahn zu fahren!
Lg Miriam
Tanja
28. Januar 2018 at 19:45Ach herrje. Ein Bürogebäude hätte aus dem Schloss werden sollen? Zum Glück ist aus diesem Plan nichts geworden!
Ein wirklich schöner Artikel der zum Nachreisen einlädt.
Und wie? Der Drachenfels ist der meistbestiegene Berg Europas? Dann wird es aber Zeit für mich, dass ich da auch mal hochgehe!
Miriam
2. Februar 2018 at 16:52Ja, manchmal ist es schon traurig was aus schönen alten Dingen werden soll. Zum Glück gibt es dann immer Bürgerinitiativen, die so ein Bauwerk retten. Das mit dem “meist bestiegenen Berg Europas” ist halt so eine Sache 😉 Kann man bei der Höhe überhaupt von Berg sprechen?
Lg Miriam
Sabine
28. Januar 2018 at 15:32Königswinter ist nicht weit entfernt von mir. Ich denke, dass ich in etwa 3-4 Stunden da sein könnte.
Danke, dass du mich an die Gegend erinnert hast.
Ich werde für dieses Jahr einen Besuch dort planen.
Herzliche Grüße
Sabine
Miriam
2. Februar 2018 at 16:52Liebe Sabine,
ich kann es wirklich nur empfehlen, die Gegend ist wirklich sehr schön und läd auch zu langen Spaziergängen ein.
Lg Miriam
Ina
28. Januar 2018 at 13:09Das sieht doch nach einem guten Reiseziel aus! Von hier aus etwas weit weg, aber wenn uns mal in die Richtung verschlägt wissen wir ja jetzt wo wir uns Tipps holen können.
LG aus Norwegen
Ina
http://www.mitkindimrucksack.de
Kathrin
27. Januar 2018 at 8:18Toller Tipp, Miriam! Jetzt will ich unbedingt mit der Zahnradbahn fahren und die süßen Esel treffen 🙂 Da müssen wir wohl unbedingt mal hin!
Miriam
2. Februar 2018 at 16:54Liebe Kathrin,
es ist wirklich eine tolle Region.
Lg Miriam
Katja
26. Januar 2018 at 20:33Dein Bericht zeigt, dass es auch in Deutschland viele schöne Plätzchen gibt, und man nicht so weit reisen muss, um einen tollen Urlaub zu verbringen.
Tina
26. Januar 2018 at 18:47Was für ein toller Tipp! Da muss ich dringend mal für ein verlängertes Wochenende hin. Bis jetzt hatte ich gar keine Ahnung davon, dass man in der Gegend so schöne Dinge findet 😳. Ich finde es übrigens super, dass nur Kinder auf den Eseln reiten dürfen!
Miriam
2. Februar 2018 at 16:55Hallo Tina,
ja, ich bin froh, dass es nur noch Kinder und eine Erwachsenen mehr sind.
Ich hatte auch keine Ahnung, da ich vorher noch nie am Rhein war. Jetzt habe ich eine Region mehr für mich entdeckt und werde definitiv wiederkommen und die Regionen am Rhein weiter bereisen.
Lg Miriam
Roswitha Bruder-Pasewald
25. Januar 2018 at 22:10Liebe Miriam,
Da sieht man doch, welch schöne Ecken es in Deutschland gibt. Ich kenne die Gegend eigentlich ganz gut, war aber längere Zeit nicht mehr dort. Jetzt, nach der Lektüre, habe ich mir vorgenommen, im Frühjahr mal wieder hinzufahren.
Ulrike
25. Januar 2018 at 21:23Hallo Miriam, das ist was man vermisst, wenn man nicht mehr in Europa ist. Schöne Bauten, Schlösser und Burgen. Ich nehme es auf unsere Liste “Wenn wir mal länger als nur zum Familienbesuch da sind”. LG
Barbara
25. Januar 2018 at 10:55Hallo Miriam!
Ach, was für eine schöne Gegend! Wir waren ja über Silvester dort, konnten aber nur durch Königswinter spazieren, da die Bahn nicht fuhr und das Schloss wie die Burg laut Homepage auch geschlossen hatte. Wir haben uns aber fest vorgenommen, im Sommer mal hierher zu kommen. Dein Bericht bestärkt mich, dass es dort echt schön sein muss 🙂 Ich finde es ohnehin faszinierend, wie viel es in der Gegend zu entdecken gibt! Lg Barbara
Miriam
2. Februar 2018 at 16:58Hallo Barbara,
das ist natürlich schade, dass ihr dort nicht hinauf konntet. Um die Weihnachtszeit soll es aber auch ganz schön dort sein. Wir werden dieses Jahr bestimmt viel in Deutschland unterwegs sein und ich kann mir gut vorstellen, den Rhein weiter (von uns aus gesehen) Richtung Süden zu bereisen.
Lg Miriam