Namibia ist nicht nur das Land, in dem man die Big Five und die Little Five der afrikanischen Tierwelt beobachten kann, hier gibt es auch die Möglichkeit faszinierende Tiere, wie den Mesosaurus zu finden, die längst ausgestorben sind, genauer gesagt schon im frühen Perm ( vor 290 bis 279 Millionen Jahren). Im Nordwesten des Landes, bei Khorixas kann man dazu noch zahlreiche versteinerte Bäume aus der gleichen Zeitepoche erkunden. Eine Reise in eine längst vergangene Zeit.
Im südlichen Namibia bei Keetmanshoop liegt das Mesosaurus Fossil Camp. Hier muss man noch nicht einmal zwischen Bergen hin und her kraxeln oder seine eigene Spitzhacke mitbringen (bitte macht das nicht!), sondern die Fundstätte des Mesosaurus liegt direkt auf einer Farm und kann mit Führung besichtigt werden.
Fossilien in Namibia – Der Mesosaurus
Der Mesosaurus ist eine ausgestorbene Reptiliengattung, die in der Zeitspanne von vor 290 bis 279 Millionen Jahren gelebt hat. Sein Zuhause waren große Seen oder Binnenmeere und man vermutet, dass es sich eher um ein aquatisches, statt um ein auf dem Land lebendes Tier gehandelt hat.
Der Mesosaurus war allerdings kein riesiges furchteinflößendes Reptil, sondern wurde nur ca. 1 m lang, die meisten gefundenen versteinerten Exemplare hatten sogar nur eine Länge von rund 40 cm, wiesen einen langen, schmalen Kiefer auf, und ähnelten somit eher den heute lebenden Gavialen (einer Krokodilart die in Indien und Nepal beheimatet ist). In seiner gesamten Erscheinung ähnelte der Mesosaurus den heute lebenden Krokodilen. So hatte er beispielsweise ebenfalls einen abgeplatteten Ruderschwanz, um sich im Wasser besser fortbewegen zu können.
Mesosaurus und der südliche Urkontinent Gondwana
Das, was mich am allermeisten fasziniert hat, ist die Tatsache, dass die Fossilien des Mesosaurus heute nur im südlichen Afrika und in Brasilien und Uruguay aufgetaucht sind. Die Tiere lebten in einer Zeit, wo die heutigen Kontinente Südamerika und Afrika, aber auch die heutige Antarktis, Australien, Arabien, Madagaskar, Neuguinea und Indien noch nicht durch die Kontinentalverschiebung getrennt waren, also auf dem südlichen Urkontinent Gondwana, der ein Teil des Superkontinentes Pangea war. Hier gab es ein Binnenmeer, welches sich sowohl über das Kalahari- und Karoo-Becken in Namibia als auch über das Paraná-Becken im heutigen Brasilien und Uruguay ausdehnte. Ein ziemlich großer Lebensraum des Mesosaurus.
Diese Tatsache, dass die Fossilien heute nur in Namibia und Brasilien/Uruguay gefunden werden, diente bereits dem berühmten Naturwissenschaftler Alfred Wegener 1915 als Nachweis für seine Theorie der Kontinentalverschiebung. (Man nahm früher an, dass die Erdkruste mit dem Untergrund fest verbunden sei und nur vertikale tektonische Verschiebungen möglich waren. Somit hätte es Landbrücken zwischen den Kontinenten geben müssen, die dann später abgesackt sind.)
Heute weiß man, dass das Vorkommen der Mesosaurus Fossilien beiderseits des Atlantiks und die Ähnlichkeit der Gesteine in denen sie enthalten sind, ein deutlicher Hinweis darauf sind, dass zu Lebzeiten des Mesosaurus Afrika und Südamerika miteinander verbunden waren. Erst nach dem Aussterben dieser Reptiliengattung, brach Gondwana auseinander. Seitdem driften Afrika und Südamerika immer weiter von einander weg.
Die Mesosaurus Fossil Site (https://www.mesosaurus.com) befindet sich ca. 42 km von Keetmanshoop entfernt an der C 19. Man meldet sich im Haupthaus kurz an und bekommt dann von Giel oder Hendrik Steenkamp eine lustige und sehr informative Tour zu den fossilien Überresten des Mesosaurus. Darüber hinaus kann man hier auch Gräber deutscher Soldaten finden und somit auch eine Zeitreise in die jüngere Vergangenheit des Landes unternehmen. Auf der Farm lässt es sich im Übrigen auch in den schönen Chalets gut übernachten.
Fossilien in Namibia – Der “versteinerte Wald”
Eigentlich ist dieser Name etwas irreführend, denn es handelt sich nicht um einen Wald, sondern um einzelne verstreut liegende Bäume. Im Zeitalter des Karbon (vor 330 bis 275 Millionen Jahren ) befand sich das südliche Afrika in der Nähe des Südpols und war vollständig von Gletschern bedeckt. Gondwana driftete mit der Zeit weiter nach Norden, das Klima wurde also wärmer. Das aber immer noch kühle gemäßigte Klima begünstigte die Entstehung von Pflanzen und Bäumen. Die im versteinerten “Wald” liegenden Bäume wuchsen aber nicht in der Gegend des heutigen Namibia sondern kamen aus kälteren Regionen des südlichen Urkontinents Gondwana und wurden am Ende einer der vielen Eiszeiten durch eine Flut, die vermutlich durch abschmelzende Gletscher entstanden ist, umgerissen und bis hierher geschwemmt. Die Stämme wurden durch den mitgeführten Schlamm luftdicht abgeschlossen und unter den Erdmassen begraben, so dass der Prozess der Zersetzung nicht stattfinden konnte. Der enorme Druck auf das Material führte wohl dazu, dass Kieselsäure auch bis in die feinsten Poren des Holzes eindringen konnte und somit letzten Endes zur Versteinerung der Baumstämme führte.
Durch Erosion wurden die Baumstämme wieder sichtbar.
Heute weiß man, dass die Bäume zu einer Art gehörten die auch in Europa beheimatet, und mit den Fichten und Tannen verwandt war. Das wiederum lässt den Schluss zu, dass vor ca. 240 bis 300 Millionen Jahren auf der Südhalbkugel ein ganz anderes Klima herrschte als heute. Ein weiteres Anzeichen für ein gemäßigtes Klima mit regelmäßigen Niederschlägen sind auch die ausgebildeten Jahrringe. Bäume oder auch Palmen beispielsweise, die in sehr trockenen Wüstenähnlichen Gegenden und Klimazonen wachsen bilden kaum bis gar keine Jahrringe aus.
Einige der hier liegenden Stämme sind bis zu 30m lang, die meisten von ihnen sind allerdings in kleinere Stücke zerbrochen. Wenn man genauer hinsieht, erkennt man bei einigen Exemplaren noch die Baumrinde sowie die einzelnen Jahresringe. Man könnte fast meinen, es wären “frische” Bäume, doch wenn man sie behutsam anfasst, spürt man statt des warmen Holzes nur das kalte Gestein an seinen Händen.
Auch wenn überall kleine Bruchstücke der Bäume herum liegen: Bitte keines einstecken und mitnehmen!!! Abgesehen davon, dass es unter Strafe steht (bis zu 12 Monate Haft) etwas mitzunehmen oder zu beschädigen, ist dieser “Wald” ein Erbe, welches jedem Menschen gehört. Diese Bäume erzählen eine Geschichte, die Jahrmillionen alt ist und auch in der Zukunft wollen wir diese Geschichte noch erzählen können.
Ich finde es übrigens sehr gut, dass man dieses Stück Land nur mit einem Guide erkunden kann. Nur so stellt man wirklich sicher, dass keine Stücke geklaut werden.
Zu finden ist der “Versteinerte Wald” nördlich der C 39, etwa 44 km westlich der Ortschaft Khorixas.
12 Comments
7 einmalige Erlebnisse in Namibia - Namibialiebe LieblingsSTORY
3. März 2020 at 12:59[…] und Uruguay findet. Warum das so ist, und was das für die Wissenschaft bedeutet, könnt ihr in unserem Artikel über den Mesosaurus und die Fossilien Namibias […]
Entdeckerstorys
1. Februar 2019 at 15:36Spannende Geschichte! Wir lieben Dinosaurier – und wie es der Zufall will, fahren wir im Sommer nach Namibia! 🙂 Einte tolle Anregung!
Miriam
3. Februar 2019 at 16:19Das freut mich!
Ich wusste gar nicht, dass ihr nach Namibia fahrt, das ist ja großartig! Dann müsst ihr Euch unbedingt den Mesoasaurus und die versteinerten Bäume ansehen!
Lg Miriam
Sabine
17. Juli 2018 at 10:32Irre! Namibia bietet sooo viel! Eines meiner Traumziele, natürlich auch wegen der Landschaft und dem Tierreich aber genau solche Orte wie du sie hier zeigst sind einzigartig und bleiben lange in Erinnerung. Fossilien fand ich schon immer spannend und nein, versteinerten Saurier-Kot hatte ich bis gerade noch nie gesehen 😉
Wenn Namibia, dann kommen deine Tipps auf jeden Fall mit auf die Reiseliste.
Herzlichst
Sabine
Michelle | The Road Most Traveled
2. Juli 2018 at 23:50Fossilien sind super spannend!
Mein bester Freund hat damals welche gesammelt, Wahnsinn, was da für Informationen drinstecken.
Namibia stand so nie auf meiner Bucket Liste, aber vielleicht sollte ich es doch mal aufnehmen 🙂
Ganz liebe Grüße 🙂
Michelle | The Road Most Traveled
Miriam
4. Juli 2018 at 21:59Hallo Michelle,
ja, Namibia ist wirklich ein Traum in jeglicher Hinsicht, nicht nur für Fossilienliebhaber.
Lg Miriam
Angela
2. Juli 2018 at 22:51Liebe Miriam, lieber Johannes!
Das ist mal eine tolle Sicht auf Namibia. Mich interessiert das auch immer sehr, wenn die Steine Erdgeschichte erzählen, und mein Sohn wäre völlig fasziniert von den Fossilien. Versteinerte Wälder haben wir auch schon besucht, und ich (damals schwanger) auch den in Namibia. Die sind echt toll! Wachsen da nicht auch diese hässlichen (;-)) Urzeitpflanzen, Welwitschia?
Liebe Grüße
Angela
Miriam
4. Juli 2018 at 22:02Liebe Angela,
ja, die Welwitschas wachsen dort auch. Es gibt sogar einen richtigen Welwitscha Trail! Diese Pflanzen finde ich auch hässlich, aber auch irgendwie faszinierend 🙂
Lg Miriam
Kathi
2. Juli 2018 at 21:36Liebe Miriam, lieber Johannes,
Wahnsinn! In Namibia wäre ich nicht auf die Suche nach Fossilien gegangen. Warum nicht? Hm… gute Frage. Vermutlich, weil ich noch nie darüber nachgedacht habe. Aber Namibia scheint der Himmel auf Erden für Archäologen zu sein.
Toll, Namibia einmal auf diese Weise zu betrachten. Ein wirklich toller Bericht! Vielen Dank dafür!
Viele liebe Grüße
Kathi
Marina
2. Juli 2018 at 20:13Cool Miriam! Ich war 7 Wochen in Namibia und bin beeindruckt von dieser „anderen“ Sichtweise und spüre Deine Leidenschaft in Deinem Bericht! Da ich dort in meiner Zeit Freunde gefunden habe und bestimmt mal wieder hin fliege…finde ich es umso spannender tolle Ausflugsziele / Tipps / Informationen zu lesen!
marion
13. Juni 2018 at 12:56super spannend! Namibia steht schon lange auf meiner Bucket list… jetzt wieder ein stückerl weiter oben 😉
glg aus wien!
marion
Miriam
17. Juni 2018 at 10:26Liebe Marion,
Namibia ist wirklich ein Traum. Ich kann Dir eine Reise nur empfehlen!
Lg Miriam